Garth Hudson: The Sea to the NorthDarmstaedter Echo (25.07.2003) Auf dem Cover dieser CD schwebt ein langhaariger Graubart durchs Universum, auf dem Ruecken einer weissen Rieseneule. Dass dieser Mann eine Art Cowboyhut traegt, sollte um Himmels willen kein Countryfreak zum Anlass nehmen, dieses Album zu erstehen, auch wenn dieser Musiker zufllig noch Garth mit Vornamen heisst (wie Brooks, Country Superstar der Neunziger). Denn Country ist wohl der einzige Musikstil, den Garth Hudson nicht wenigstens ansatzweise in die sechs opulenten Kompositionen dieses Albums eingebracht hat. Er war in den Sechzigern Mitglied von "The Band", und dies ist sein erstes Soloalbum - spaet, vor allem, wenn man sein fabelhaftes, exzessives Orgelsolo waehrend des "Rock Of Ages"-Konzert am 31.12.1971 denkt. Der zwoelfminuetige aufmacher "The Saga Of Cyrus And Mulgrew" arrangiert ueber aufgeregtem Pianogewusel einen nicht enden wollenden Aufmarsch von Klangkoerpern: Von duellierenden Saxofonen bis zum Knoerzen einer Ballhupe. Das neunminuetige Titelstwenn Tiefbaesse eines Akkordeons saegen schweren Schreitakt, Pferdeschlittengloeckchen ziehen vorbei, Bazarklaenge when vom fernen Rand der Taiga herueber - und der Flug durchs Exotische endet irgendwo in einem Kirchenschiff, in dem eine Orgel vorwiegend in entchenquaktonigen Gedackregistern praeludiert. Unser Favorit fist "The Breakers", dessen Saxofonintro das Motiv von "Guantanamera" ahnen laesst, bis Maud Hudson mit sonorer Zarah Leander-Stimme Verheissungen Zweisamkeiten am Strand gurrt und haucht. Fehlanzeige auch, wenn man ein "Band"-Revival vermutet haette - einzig "Band" Bruder Levon Helm gibt bei "Third Order" ein Gastspiel am Schlagzeug. |